1995

Österreich in der EU

Mit 1. Jänner des Jahres war Österreich Mitglied der Europäischen Union. Die Republik nimmt fortan gleichberechtigt an den europäischen Entscheidungsprozessen teil. Österreichischen Unternehmen steht der gemeinsame Markt offen und Österreichs Bürgerinnen und Bürger können nun ohne Einschränkungen in allen anderen EU-Staaten arbeiten und leben.

Der Weg zu diesen Errungenschaften war lang. Ein erster Versuch unter Bundeskanzler Josef Klaus, mit der damaligen EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft) einen Assoziationsvertrag abzuschließen, scheiterte 1967. In den 1980er-Jahren war es dann der ÖVP-Obmann und Außenminister Alois Mock, der Österreichs Beitritt zur EG (Europäische Gemeinschaft) entscheidend vorantrieb. Zuerst überzeugte er seine eigene Partei von der Notwendigkeit beizutreten. Hernach drängte er den Koalitionspartner SPÖ unter Bundeskanzler Franz Vranitzky dazu, sich des Themas zügig anzunehmen. Am 17. Juli 1989 überreichte Mock Österreichs Beitrittsantrag an den EG-Ratsvorsitzenden und französischen Außenminister Roland Dumas.

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Roland Dumas (li) nimmt Österreichs EG-Beitrittsantrag entgegen, 17. Juli 1989

Europa im Umbruch

Es dauerte allerdings einige Zeit, bis die Beitrittsverhandlungen beginnen konnten. Denn im selben Jahr 1989, als Österreich um die Aufnahme ansuchte, kam ein epochaler Umbruch in Gang. Die kommunistischen Regime Osteuropas stürzten, der „Eiserne Vorhang“ verschwand, die Sowjetunion und Jugoslawien zerfielen. Erst 1993/94, als sich die Situation im europäischen Osten etwas geklärt hatte, wurde Österreichs EU-Beitritt ausverhandelt. Nachdem bei einem Referendum am 12. Juni 1994 die Bürgerinnen und Bürger dem Beitritt mit Zweidrittelmehrheit zugestimmt hatten, konnte Österreichs Regierungsspitze den Beitrittsvertrag am 24. Juni unterzeichnen.

Auf Niederösterreichs Wirtschaft wirkte sich der EU-Beitritt in besonderem Maße positiv aus. Denn nun summierten sich die Wachstumseffekte, die sich aus dem Zugang zum gemeinsamen europäischen Markt ergaben, mit den Chancen, die der Austausch mit den neuen Marktwirtschaften im ehemaligen Ostblock eröffnete. Besonders in Tschechien, der Slowakei und Ungarn setzte nämlich – der Kommunismus war seit 1989 Geschichte – ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Österreichische und niederösterreichische Unternehmen fanden dort vielversprechende Absatzmärkte und Investitionsmöglichkeiten vor.

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